Wenn Sie den Optionshandel ernsthaft betreiben möchten, reicht es nicht aus, ein einfaches Wertpapierdepot zu besitzen. Optionen sind komplexe Derivate, die sowohl technisches Know-how als auch regulatorische Voraussetzungen mit sich bringen. Im Folgenden erfahren Sie, welche Punkte Sie erfüllen müssen, um erfolgreich und rechtskonform in den Optionshandel einzusteigen.
1. Ein Wertpapierdepot bei einem geeigneten Broker
Zunächst benötigen Sie ein Wertpapierdepot bei einem Broker, der den Handel mit Optionen ermöglicht – und zwar an den relevanten Terminbörsen. Für europäische Optionen ist die Eurex (European Exchange) die wichtigste Plattform, während für US-Optionen vor allem die CBOE (Chicago Board Options Exchange), die NYSE American Options oder NASDAQ OMX PHLX relevant sind.
Nicht jeder Broker bietet Zugang zu diesen Börsen oder unterstützt die Ordertypen, die im Optionshandel notwendig sind – etwa Spread-Orders, GTC-Orders oder komplexe Multi-Leg-Strategien. Achten Sie daher darauf, dass der Broker sowohl funktional als auch regulatorisch auf den Optionshandel ausgelegt ist. Andernfalls kann ein zusätzlicher Depotwechsel notwendig werden.
2. Freischaltung für den Optionshandel
Der Handel mit Optionen ist in den meisten Fällen nicht automatisch möglich, selbst wenn Ihr Broker theoretisch Optionen anbietet. Sie müssen sich explizit für den Optionshandel freischalten lassen.
Dazu gehören meist:
- Angaben zu Ihrer finanziellen Situation,
- Nachweise über Handelserfahrung und Kenntnisse im Derivatebereich,
- Einverständniserklärungen zu den Risiken (häufig im Rahmen einer Wissenserklärung gemäß MiFID II oder W-8BEN-Formular bei US-Börsen).
Die Prüfung durch den Broker erfolgt meist automatisiert, kann aber – je nach Anbieter – ein bis mehrere Werktage dauern.
💡 Tipp: Manche Broker bieten gestufte Freischaltungen an – zum Beispiel für Covered Calls und Puts in einer ersten Stufe und für komplexere Strategien (wie Spreads oder Naked Options) in höheren Stufen.
3. Zugang zu den Terminbörsen
Da Optionen ausschließlich an speziellen Terminbörsen gehandelt werden, ist der Zugang zu diesen Märkten unabdingbar. Als Privatanleger handeln Sie dabei nicht direkt an der Börse, sondern immer über einen Broker, der als Intermediär agiert.
Die Eurex beispielsweise setzt voraus, dass der Broker ein Clearing-Mitglied oder Non-Clearing-Mitglied mit Zugang ist. Dies geschieht im Hintergrund, betrifft Sie aber insofern, als nur ausgewählte Broker diesen Zugang überhaupt ermöglichen.
4. Sicherer und routinierter Umgang mit der Handelsplattform
Der Optionshandel erfordert Präzision – sowohl in der Auswahl des Basiswerts, als auch bei Strike-Preis, Laufzeit und Orderart. Ein falscher Klick kann erhebliche finanzielle Folgen haben.
Achten Sie darauf, dass die Handelsplattform:
- die Darstellung von Optionsketten erlaubt,
- verschiedene Ordertypen unterstützt (Limit, Stop, OCO, Bracket),
- Strategietools bietet (z. B. für Covered Calls, Iron Condors, Vertical Spreads),
- Simulationsfunktionen oder Demokonten enthält.
Gerade zu Beginn empfiehlt es sich, mit einem Paper-Trading-Konto oder sehr kleinen Positionen zu starten, um sich mit der Funktionsweise vertraut zu machen.
5. Papertrading / Demokonto – risikofreies Üben für Einsteiger und Strategietester
Ein Demokonto (auch Papertrading-Konto genannt) ist ein unverzichtbares Werkzeug – sowohl für Anfänger, die erste Schritte im Optionshandel machen, als auch für Fortgeschrittene, die neue Strategien testen oder Plattformfunktionen ausprobieren möchten.
Vorteile eines Demokontos:
- Risikofreies Lernen: Sie handeln mit virtuellem Kapital – Fehler kosten kein echtes Geld.
- Realistische Bedingungen: Gute Plattformen simulieren den echten Markt mit Kursen in Echtzeit oder nahezu in Echtzeit.
- Strategietest: Sie können komplexe Strategien wie Iron Condors, Butterflies oder diagonale Spreads testen, ohne Kapital zu riskieren.
- Plattformtraining: Sie lernen die Ordermaske, Ordertypen, Kursanzeige und Gebührenstruktur Ihres Brokers kennen.
Einige empfehlenswerte Broker mit hochwertigen Demokonten:
- Interactive Brokers (Trader Workstation mit realistischer Marktumgebung)
- thinkorswim von TD Ameritrade (umfangreiche Analyse- und Strategie-Tools)
- Tastytrade (fokus auf Optionsstrategien, visuelle Darstellung)
- CapTrader / Lynx Broker (Demokonten auf Basis der TWS von IB)
📌 Tipp: Nehmen Sie das Demokonto ernst – handeln Sie so, als wäre es echtes Geld. Nur so gewinnen Sie ein realistisches Gefühl für Chancen und Risiken.
6. Technische Ausstattung
Ein stabiler Internetzugang und ein funktionsfähiger Rechner (idealerweise mit großem Bildschirm) sind Mindestvoraussetzungen. Auch wenn viele Broker mobile Apps oder browserbasierte Plattformen anbieten, empfiehlt sich für komplexere Strategien ein leistungsfähiger Desktop-Arbeitsplatz.
Ergänzend hilfreich:
- Zwei-Monitor-Setup (z. B. für Chartanalyse und Ordermaske parallel),
- Software wie die Trader Workstation (TWS) von Interactive Brokers oder spezialisierte Plattformen wie thinkorswim, Tastyworks oder SaxoTraderGo.
7. Fachwissen, Erfahrung und Strategieverständnis
Technik ist die halbe Miete – Wissen ist die andere. Optionen sind keine Einsteigerprodukte. Sie sollten unter anderem folgende Themen fundiert beherrschen:
- Unterschiede zwischen Calls und Puts,
- Grundbegriffe wie Strike, Laufzeit, Prämie, Verfallstag, implizite Volatilität (IV) und Delta/Gamma/Vega/Theta,
- Strategien wie Covered Call, Protective Put, Strangle, Iron Condor und Vertical Spread,
- Verständnis von Margin-Anforderungen, Risiko-Reward-Profilen und Break-Even-Berechnungen.
📘 Empfehlung: Nutzen Sie strukturierte Lernressourcen, Bücher oder Schulungsangebote seriöser Broker oder Weiterbildungsplattformen.
8. Weitere Anforderungen und regulatorische Hinweise
Je nach Broker und Marktzugang können weitere Anforderungen gelten, etwa:
- Mindesteinlagen (z. B. 2.000 USD für Margin-Konten bei US-Brokern),
- Margin-Konto für den Handel unbesicherter Optionen,
- W-8BEN-Formular für den Handel an US-Börsen,
- Risikohinweise und Unterzeichnung von Haftungsausschlüssen.
Einige Broker behalten sich vor, den Zugang zu besonders riskanten Strategien (z. B. Naked Puts) nur professionellen Kunden zu gewähren.
Zusammenfassung: Das brauchen Sie für den Optionshandel
✅ Ein Wertpapierdepot bei einem Broker mit Zugang zu den relevanten Terminbörsen (z. B. Eurex, CBOE)
✅ Eine Freischaltung für den Optionshandel, inklusive Wissensnachweis und Risikoeinstufung
✅ Ein sicherer Umgang mit der Handelsplattform, um Fehler zu vermeiden
✅ Technische Grundausstattung mit stabilem Internet und funktionsfähiger Hardware
✅ Fundierte Kenntnisse über Optionen, Strategien und Risikomanagement
✅ Optional: Erfahrung im Demokonto, weiterführende Schulungen und strategisches Vorgehen
Wenn Sie diese Voraussetzungen erfüllen, sind Sie gut gerüstet, um in den Optionshandel einzusteigen – kompetent, informiert und mit dem nötigen Respekt vor der Komplexität dieses faszinierenden Marktsegments.
Wenn Sie “nur” in das Thema reinschnuppern möchten aber trotzdem das gelernte Praktisch nachvollziehen möchten, ist ein kostenloses Demokonto die richtige Wahl.
Ich werde zum Zeigen das Demokonto von Captrader nutzen. Zum Nachvollzieren von Strategien ist aber ein Zugang zum Papertrading nötig, da das Demokonto die gemachten Einstellungen nicht dauerhaft speichert.

Haftungsausschluss und Risikohinweis
Die in diesem Artikel enthaltenen Analysen und Informationen basieren auf Quellen, die ich für zuverlässig halte. Trotz sorgfältiger Prüfung erfolgt die Weitergabe dieser Angaben ohne Gewähr.
Jede Entscheidung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten liegt in der alleinigen Verantwortung des Lesers. Der Handel mit Optionen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Vergangene Erträge bieten keine Garantie für zukünftige Gewinne. Beim spekulativen Handel mit Optionen kann es zu einem vollständigen oder teilweisen Verlust des eingesetzten Kapitals kommen.
Ich übernehme keine Haftung für Vermögensschäden, die dadurch entstehen, dass die Inhalte dieses Artikels als Grundlage für eigene Anlageentscheidungen herangezogen werden. Handeln Sie nur mit Kapital, dessen Verlust Sie sich leisten können. Machen Sie sich mit sämtlichen Risiken des Finanzhandels vertraut.
Stillhaltergeschäfte können zu Nachschusspflichten führen – also zu Verlusten, die über das ursprünglich eingesetzte Kapital hinausgehen. Es wird daher ausdrücklich davon abgeraten, Anlagegelder auf wenige Empfehlungen zu konzentrieren oder Investitionen mit Krediten zu finanzieren.
Der Anteil einzelner Optionskontrakte sollte 10 % des für den Optionshandel vorgesehenen Kapitals nicht überschreiten. Für die Teilnahme am Optionshandel ist die Börsentermingeschäftsfähigkeit erforderlich.
Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.