Obwohl unser Beispiel-Trade planmäßig läuft – Pfizer (PFE) steht aktuell bei über 24 $, kann es sein, dass wir gemeinsam an einem Punkt ankommen können, den viele Optionshändler gerne vermeiden würden: Die Einbuchung der Aktie. Aber keine Sorge – was für viele wie das „Scheitern“ eines Trades wirkt, ist in Wirklichkeit nur eine neue Spielphase. Wir gehen in die Verlängerung!
Wenn all die zuvor beschriebenen Rollstrategien – also das geschickte Verlängern und Anpassen unserer Cash Secured Puts – ausgeschöpft sind, führt kein Weg mehr daran vorbei: Wir lassen uns die Aktien liefern.
Aber – und das ist entscheidend – wir stehen jetzt nicht mit dem Rücken zur Wand. Im Gegenteil: Wer sorgfältig gearbeitet und clever gerollt hat, befindet sich in einer deutlich besseren Ausgangsposition als jemand, der die Aktie von Anfang an „einfach so“ gekauft hätte. Unser durchschnittlicher Einstiegskurs sollte bereits durch die vereinnahmten Prämien signifikant gesenkt sein.
Wenn der Markt gegen uns läuft
Dass es zur Einbuchung kommt, bedeutet meist, dass die Aktie deutlich unter unseren ursprünglich gedachten Strikepreis gefallen ist. Rein sachlich betrachtet ist das ein Problem – der Trade ist (noch) im Minus. Aber: Noch ist nichts verloren.
Jetzt beginnt ein strategisches Feintuning, das ebenso entscheidend ist wie der Einstieg.
Gewinnschwelle verstehen – der Kompass im weiteren Verlauf
Bevor wir neue Schritte unternehmen, müssen wir Klarheit über unsere tatsächliche Gewinnschwelle haben. Dazu zählen nicht nur der ursprüngliche Strikepreis, sondern alle vereinnahmten Prämien – aus dem Initial-Trade und sämtlichen Rollvorgängen.
Erst wenn Sie das genau wissen – und idealerweise akribisch dokumentiert haben – kennen Sie den Kurs, zu dem die Aktie mindestens wieder steigen müsste, damit Sie ohne Verlust aussteigen.
Das Ziel kann lauten: Break-Even oder ein realer Gewinn – das liegt bei Ihnen. Aber Sie müssen wissen, wo genau diese Marke liegt.
Ziele im Umgang mit eingebuchten Aktien
Nehmen wir an, Sie haben Ihre ursprüngliche Put-Position von 1 auf 2 Kontrakte erhöht. Nach der Ausübung besitzen Sie nun 200 Aktien. Was tun?
Klassischerweise würden Sie jetzt Covered Calls oder die sogenannte Wheel-Strategie einsetzen: Zwei Calls schreiben, am besten nahe Ihrer Gewinnschwelle, mit 30–90 Tagen Laufzeit.
Doch hier kommt die bittere Realität: Die erzielbaren Prämien werden mager ausfallen. Und das schützt weder nennenswert vor weiteren Verlusten, noch ist es wahrscheinlich, dass die Aktie bis zum Verfall wieder auf den Strikepreis dieser Calls steigt.
Statt also einfach auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, verfolgen wir nun vier konkrete Ziele:
- Weitere Prämien einnehmen, um die Gewinnschwelle kontinuierlich zu senken.
- Das Aufwärtspotenzial der Aktie nicht künstlich begrenzen.
- Gegen weiteren Kursverfall abgesichert bleiben.
- Die Aktien gewinnbringend veräußern, um den Trade strategisch zu beenden.
Das alles gleichzeitig zu erreichen, klingt beinahe wie die Quadratur des Kreises. Aber genau hier kommt eine besondere Strategie ins Spiel.
Der Schlüssel: Die asymmetrische Covered-Call-Technik
Jetzt wird es spannend. Unser „Trumpf“ liegt in der Art und Weise, wie wir die Calls schreiben.
Wir verkaufen nicht zwei Calls auf unsere 200 Aktien, sondern nur einen einzigen Call „am Geld“ – mit einer Laufzeit von etwa 30 Tagen.
Diese gewollte Asymmetrie schafft Spielraum und Vorteile, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind.
Warum ein einziger Call am Geld effektiver ist
Viele fragen sich an dieser Stelle: „Aber senke ich mit zwei Calls nicht doppelt so viel mein Risiko?“
Nein – und hier ist der springende Punkt:
Ein Call am Geld (also auf Höhe des aktuellen Kurses) bringt in der Regel deutlich höhere Prämien ein als zwei weit aus dem Geld liegende Calls zusammen. Oft erzielen Sie mit einem Call sogar das Zwei- bis Vierfache der Prämie – bei besserem Schutz gegen weitere Verluste.
Gleichzeitig geben Sie nicht Ihr gesamtes Aufwärtspotenzial auf. Nur 100 Ihrer 200 Aktien wären durch diesen Call gedeckelt – die anderen 100 bleiben frei, um von einer möglichen Kurserholung vollständig zu profitieren.
Die Vorteile dieser Strategie auf einen Blick:
- Höhere Prämien pro Laufzeitperiode → bessere Senkung der Gewinnschwelle.
- Teilweiser Erhalt des Kursgewinnpotenzials → 100 Aktien bleiben „ungedeckelt“.
- Besserer Schutz gegen Abwärtstrends → durch höhere Call-Prämie.
- Mehr Flexibilität für weitere Adjustierungen.
Fazit: Der Trade hat noch alle Chancen
Wenn Sie sich als Optionshändler mit eingebuchten Aktien konfrontiert sehen. Können Sie mit der üblichen Wheel-Strategie weitermachen. Die asymmetrische Covered-Call-Strategie gibt Ihnen aber Werkzeuge an die Hand, um aktiv zu gestalten – statt nur passiv auf eine Kurserholung zu warten.
Bleiben Sie strategisch, bleiben Sie ruhig – und lassen Sie sich von keiner Phase dieses Spiels entmutigen. Wir handeln nicht einfach Optionen. Wir managen Chancen.