Wenn Sie gemeinsam mit mir auf der Suche nach verlässlichen Erträgen statt reiner Spekulation sind, dann wissen Sie: Der gezielte Einsatz von Short Puts und Covered Calls kann Ihr Depot selbst in Seitwärts- oder Abschwungphasen stabilisieren und attraktive Renditen liefern. Doch der entscheidende Hebel liegt in der Auswahl der Basiswerte. Darum möchte ich Ihnen hier persönlich darlegen, wie ich vorgehe, welche Kriterien ich anlege und wie Sie Ihr eigenes Screening noch zielgerichteter gestalten können.

1. Warum die Aktienauswahl entscheidend ist

Jede Option ist nur so gut wie ihr Basiswert. Im Worst-Case könnten Sie am Ende 200 Aktien in Ihrem Depot halten – durch die Ausübung von zwei Cash-Secured Puts. Dann sollten Sie beruhigt schlafen können und nicht vor einem Unternehmen zittern, das jeden Tag mit Insolvenzgerüchten auf sich aufmerksam macht. Richtig ausgewählte Titel minimieren das Risiko schmerzhafter Kursverluste und sorgen dafür, dass Ihre Prämieneinnahmen auf solidem Fundament stehen.

2. Meine Fundamentalkriterien im Detail

Ich arbeite mit Daten, die Sie kostenlos auf Plattformen wie finviz.com oder morningstar.com finden. Nicht jedes Kriterium muss perfekt erfüllt sein, aber je mehr davon zutreffen, desto robuster Ihre Aktie im Gesamtbild.

  1. Langfristiges Umsatz- und Gewinnwachstum – Mindestens 10 Jahre anhaltendes Wachstum, einzelne Schwächejahre verzeihlich. – Wachstum des EPS (Ergebnis je Aktie) stabil über dem Branchendurchschnitt.
  2. Cashflow-Qualität – Operativer und freier Cashflow wächst – idealerweise mindestens 5 % p.a. über 5 Jahre. – Free-Cash-Flow-Yield (FCF/Marktkapitalisierung) sollte über 3 % liegen.
  3. Solide Kapitalverteilung – Dividendenrendite ≥ 2 % bei Ausschüttungsquote < 60 % (außer REITs: bis 90 %). – Aktienrückkäufe als Bonus – sie signalisieren, dass das Management Vertrauen in den aktuellen Kurs hat.
  4. Bewertung & Volatilität – KGV (Trailing P/E) unter 20 – bei Technologieaktien toleriere ich bis zu 30, wenn das Wachstum stimmt. – Beta (5 Jahres-Daten) idealerweise ≤ 1,0, um extreme Ausschläge zu vermeiden. – Maximales 5-Jahres-Drawdown < 35 % – das gibt Ihnen Sicherheit in turbulenten Zeiten.
  5. Preisspanne – Kurs zwischen 15 $ und 80 $. Unter 15 $ oft zu geringe Prämien, über 80 $ zu hohe Gesamtkosten für kleine Depots.
  6. Geschäftsmodell & Wettbewerbsvorteil – Einfache Erklärung, stabiles Umfeld, klarer Burggraben (Markenstärke, Patente, Netzwerkeffekte). – Keine „Zukunftsversprechen“ ohne belastbare Zahlen.

3. Optionstechnische Kriterien im Detail

Selbst die beste Aktie nützt wenig, wenn sich darauf keine effizienten Optionen handeln lassen.

  1. Starke Liquidität – Open Interest ≥ 500 Kontrakte, tägliches Volumen ≥ 300. – Enge Geld-Brief-Spreads (< 0,5 % des Optionspreises).
  2. Feine Strike-Staffelung & Laufzeiten – 1 $–2,50 $–Abstufungen für präzises Rollen. – Verfügbarkeit von wöchentlichen und monatsweisen Kontrakten für maximale Flexibilität.
  3. Implizite Volatilität & Historische Volatilität – IV-Perzentil zwischen 25 % und 75 % – kein extremer Spike, aber auch kein „Effizienzloch“. – Historische Volatilität in linearem Verhältnis zur IV (Vermeidung großer Skew-Risiken).
  4. Margin- und Zuteilungsregeln – Prüfen Sie in Ihrem Broker-Account, wie viel Sicherheiten für Puts blockiert werden. – Achten Sie auf automatische Zuteilung am Verfallstag, wenn Sie nicht ausgerollt haben.

4. Sonstige wichtige Überlegungen

  • Medien- und Sektor-Hypes meiden: Cannabis, ICOs, Biotech-Trial-Sensationen. Oft enden diese Rallyes im Desaster.
  • Steuerliche Implikationen: US-Dividenden unterliegen 15 % Quellensteuer, prüfen Sie Ihre Erstattungsmöglichkeiten über die Steuererklärung.
  • Währungseinfluss: Schwankungen des USD / EUR bleiben bei einem Anlagehorizont von 3–5 Jahren in der Regel moderat. Nutzen Sie ggf. einen FX-Swap-Hedging-Plan, wenn Sie besonders konservativ sein wollen.

5. ETFs als Alternative – mit Vor- und Nachteilen

ETFs bieten Diversifikation, aber…

ETFs wie

XLU (Versorger),
XLP (Basiskonsum) oder
XLK (Technologie)
haben oft hohe Liquidität.

– Dafür sind IV und Prämien niedriger: Covered Calls bringen hier eher 4–6 % p.a. statt 8–12 %.
– Hohe Basispreise (SPY > 400 $, QQQ > 300 $) können in kleinen Depots zum Kaufhindernis werden.

6. Konkrete Praxisbeispiele

Bei der Auswahl geeigneter Basiswerte – sei es Aktien oder ETFs – ist es wichtig, eigenverantwortlich zu handeln und stets auf aktuelle Daten zurückzugreifen. Aus diesem Grund erhalten Sie in diesem Beitrag keine konkreten ‚Empfehlungen‘, da diese möglicherweise schon in einem Monat nicht mehr den genannten Kriterien entsprechen.

7. Fazit und Ihr nächster Schritt

Sobald Sie zehn Papiere identifiziert haben, die möglichst viele dieser Kriterien erfüllen, sind Sie hervorragend aufgestellt. Beobachten Sie diese Aktien aktiv: Lesen Sie Quartalsberichte, verfolgen Sie Analysten-Updates und notieren Sie sich wichtige Chart-Marken. Selbst wenn Sie nur eine einzige Aktie mit einem kleinen Depot handeln, hilft Ihnen dieses strukturierte Vorgehen, besser zu schlafen und langfristig zuverlässige Erträge zu erzielen. Überprüfen Sie Ihre Auswahl halbjährlich, passen Sie Ihre Strategie an Marktveränderungen an und bleiben Sie neugierig – denn jede Finanzwelt wandelt sich, und wer dranbleibt, schafft sich Vorteile.

Neue Kandidaten finden sich von selbst, wenn Sie sich regelmäßig weiterbilden und mit offenen Augen durch die Finanzwelt gehen.

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