Bevor Sie mit dem Optionshandel starten können, benötigen Sie bestimmte Rahmenbedingungen und eine grundlegende Infrastruktur. Ohne diese ist ein erfolgreicher Einstieg nicht möglich.
Der Broker – Ihre Verbindung zur Börse
Ein essenzieller Bestandteil ist der richtige Broker, über den Sie Optionen auf US-amerikanische Basiswerte handeln können. Im deutschsprachigen Raum gibt es mehrere Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben. Viele nutzen die Plattform TWS – Trader Workstation von Interactive Brokers oder deren White-Label-Partner.
Auf den ersten Blick wirkt die TWS mit ihren vielen Funktionen und Fenstern überwältigend. Doch lassen Sie sich davon nicht abschrecken: Für die Art und Weise, wie wir Optionen handeln werden, benötigen Sie nur einen Bruchteil der verfügbaren Funktionen. Schon nach wenigen durchgeführten Trades werden Sie feststellen, dass die Bedienung gar nicht so kompliziert ist.
Worauf Sie bei der Brokerwahl achten sollten:
Gebührenstruktur – Kleinvieh macht auch Mist
Die Gebühren können über Erfolg oder Misserfolg Ihrer Strategie mitentscheiden. Nehmen Sie sich die Zeit, die Kostenstruktur verschiedener Broker zu vergleichen. Achten Sie insbesondere auf:
- Transaktionskosten pro Trade
- Gebühren für Kontoführung
- Kosten für Marktdaten-Abonnements
Einige Broker bieten Rabatte oder erlassen die Abonnementgebühren sogar vollständig, wenn Sie eine bestimmte Anzahl von Trades pro Monat durchführen. Diese Konditionen können langfristig einen spürbaren Unterschied machen.
Kundendienst – Wie lange brauchen Sie bis zu einem Menschen?
Gerade zu Beginn – und vor allem dann, wenn es einmal schnell gehen muss – ist ein kompetenter und erreichbarer Kundendienst Gold wert.
Fragen Sie sich:
- Wie schnell erreiche ich jemanden im Live-Chat?
- Gibt es eine Hotline, bei der ich direkt mit einem Menschen sprechen kann – ohne vorher zehn Minuten mit einem Sprachcomputer zu kämpfen?
- Ist die Rufnummer aus dem Ausland erreichbar – und wenn ja, zu welchen Kosten?
- Gibt es einen Notfallkontakt für dringende technische Probleme während der Handelszeiten?
Ein guter Broker bietet nicht nur E-Mail-Support, sondern auch einen direkten telefonischen Kontakt, am besten mit deutscher oder zumindest englischsprachiger Unterstützung. Besonders in kritischen Situationen – zum Beispiel wenn eine Plattform abstürzt oder ein Trade nicht wie gewünscht ausgeführt wird – ist es essenziell, innerhalb weniger Minuten Hilfe zu bekommen.
Praxistipp: Testen Sie den telefonischen Support. Rufen Sie testweise an, schildern Sie eine einfache Frage und achten Sie auf folgende Punkte:
- Wie lange dauert es, bis Sie verbunden werden?
- Werden Sie kompetent und freundlich beraten?
- Kennt sich der Support mit den Feinheiten des Optionshandels aus oder werden Sie nur weiterverwiesen?
Der Fragebogen – keine Hürde für Sie
Bevor Sie bei vielen Brokern mit dem Handel von Optionen beginnen dürfen, werden Sie aufgefordert, einen sogenannten Eignungsfragebogen auszufüllen. Dieses Verfahren dient dem Anlegerschutz – denn Optionen sind Finanzinstrumente mit besonderen Risiken und komplexen Eigenschaften.
Warum dieser Fragebogen überhaupt existiert
Börsenaufsichtsbehörden wie die SEC (USA), BaFin (Deutschland) oder FINMA (Schweiz) schreiben vor, dass Broker ihre Kunden auf deren Erfahrung mit Derivaten prüfen müssen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Kunden zumindest die Grundlagen verstanden haben, bevor sie Positionen eingehen, die erhebliche Verluste verursachen können.
Diese Prüfung soll nicht abschrecken, sondern sicherstellen, dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Der Fragebogen ersetzt keine Ausbildung – aber er ist eine wichtige Station auf Ihrem Weg zum selbstständigen Optionshändler.
Hilfen zum Bestehen
Viele Broker bieten auf ihren Webseiten eigene Schulungsangebote, FAQ-Seiten oder Beispielfragebögen, mit denen Sie sich vorbereiten können. Zusätzlich gibt es auf YouTube, in Foren oder auf Finanzblogs zahlreiche Praxisberichte und Lernhilfen zu diesem Thema.
Wenn Sie dieses Buch sorgfältig lesen, werden Sie den Fragebogen problemlos bestehen. Sehen Sie ihn nicht als Hürde, sondern als Ihren ersten qualitativen Meilenstein auf dem Weg in den professionellen Optionshandel.
Margin-Konto – Ja. Auf Margin handeln – Nein!
Sie haben oft die Wahl zwischen einem Cash-Konto und einem Margin-Konto. Auch wenn ein Cash-Konto für Strategien wie Cash Secured Puts und Covered Calls grundsätzlich ausreichend wäre, empfiehlt sich in der Praxis ein Margin-Konto. Warum?
- Beim Cash-Konto dauert es mitunter zwei bis drei Tage, bis das freigewordene Kapital aus einem Trade erneut eingesetzt werden kann.
- Das Margin-Konto bietet hier deutlich mehr Flexibilität – auch ohne, dass Sie tatsächlich „auf Margin“ handeln.
Aber Achtung: Margin-Trading bedeutet, dass Sie mit geliehenem Geld handeln – mit allen damit verbundenen Risiken. Vermeiden Sie diese Versuchung.
Ein zu hoher Einsatz auf Margin kann bei ungünstiger Kursentwicklung zu einer Nachschusspflicht führen. Im schlimmsten Fall werden Positionen zwangsweise liquidiert – mit teils verheerenden Folgen für das gesamte Depot.
Merksatz: Ein Margin-Konto ist ein Werkzeug – kein Spielzeug.
Startkapital – wie viel brauchen Sie?
Das Startkapital bestimmt maßgeblich, wie viele und welche Basiswerte Sie handeln können.
Grundsätzlich können Sie bereits mit einer einzigen Aktie beginnen. Ein Beispiel:
Coca-Cola-Aktie:
Kurs zum Zeitpunkt der Bucherstellung: ca. 70 USD = 60 EUR
Ein Cash Secured Put auf Coca-Cola bindet etwa 6000 EUR pro Kontrakt.
Wenn Sie flexibel bleiben und ggf. einen zweiten Kontrakt beim Rollen eines Trades (z. B. auf Stufe 3) einsetzen möchten, benötigen Sie entsprechend mehr Kapital.
Natürlich ist es sinnvoller, mehrere Aktien aus unterschiedlichen Branchen zu handeln. Das erhöht die Diversifikation und bietet mehr Handlungsspielraum. Je nach Kursniveau der gewünschten Aktien lässt sich dann Ihr Mindeststartkapital grob berechnen.
Nach oben sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Die Strategie lässt sich nahezu beliebig skalieren. Je mehr Kapital Sie zur Verfügung haben, desto mehr Kontrakte, mehr Aktien und mehr Roll-Optionen stehen Ihnen offen.
Die meisten Broker erlauben das Handeln mit Optionen erst ab 2000 Euro Kontogröße. Das erlaubt aber das Handeln mit Aktien unter einem Kurs von 20 USD.
Natürlich gibt es Möglichkeiten auch mit diesen sehr kleinen Konten mehr Kontrakte zu handeln. Dazu aber später mehr.
Fazit
Die Grundlagen für den Optionshandel beginnen nicht auf dem Chart, sondern mit dem richtigen Setup: Broker, Gebühren, Kundendienst, Margin-Konto, Fragebogen und Kapital. Wenn diese Bausteine sorgfältig gelegt sind, steht einem erfolgreichen Einstieg nichts im Weg.