Nachdem ich im letzten Beitrag im wesentlichen die technische Seite einer Cash-Secured Put Strategie besprochen habe, möchte ich heute viel mehr ins Detail gehen.

Der Leerverkauf von Optionen, insbesondere von Put-Optionen, gehört zu den beliebtesten und effektivsten Einnahmestrategien im Optionshandel. Der sogenannte Short Put, auch bekannt als Cash Secured Put (CSP), ist insofern besonders attraktiv, als er Ihnen erlaubt, Aktien potenziell zu einem niedrigeren Kurs als dem aktuellen Marktpreis zu erwerben – und dafür sogar vorab bezahlt zu werden. Noch dazu können Sie mit dieser Strategie Geld verdienen, selbst wenn Sie mit Ihrer Einschätzung zur Marktrichtung leicht danebenliegen.

Der Begriff „Short“ hat unter Anlegern oftmals einen schlechten Ruf – nicht ganz zu Unrecht. Falsch eingesetzt, kann der Leerverkauf von Optionen (ob Put oder Call) zu sehr hohen Verlusten führen, die sogar das eingesetzte Kapital übersteigen. Doch richtig angewandt, in einem durchdachten Rahmen und mit entsprechender Kapitaldeckung, können Short Puts eine risikoarme und sinnvolle Ergänzung zu klassischen Aktienstrategien darstellen.


Was ist ein Cash Secured Put?

Ein Cash Secured Put ist der Verkauf einer Put-Option, bei dem Sie den vollen Betrag bereithalten, der nötig wäre, um im Falle einer Ausübung 100 Aktien pro Kontrakt zu kaufen. Diese Strategie wird insbesondere dann eingesetzt, wenn Sie bereit sind, eine bestimmte Aktie ins Depot zu übernehmen – allerdings nicht zum aktuellen Marktpreis, sondern zu einem niedrigeren Kurs, den Sie selbst festlegen.

Im Gegensatz zum bloßen „Short Put“ auf Margin, bei dem oft nur eine Sicherheitsleistung hinterlegt wird, basiert der CSP auf solider Kapitaldeckung. Damit reduzieren Sie das Risiko erheblich und handeln im Sinne des „Stillhalters“ – Sie übernehmen die Verpflichtung, die Aktie zu kaufen, falls der Käufer der Option von seinem Recht Gebrauch macht.

Ein CSP ist also keine spekulative Wette auf fallende Kurse, sondern vielmehr eine verdeckte Kauforder mit Vergütung – ein klug strukturierter Weg, um eine Wunschaktie mit Abschlag zu erhalten oder andernfalls eine attraktive Prämie einzustreichen.


Zwei Ziele – eine Strategie

Cash Secured Puts lassen sich grob zwei Zielen zuordnen:

  1. Der Erwerb einer Aktie zu einem günstigeren Einstiegskurs
  2. Die kontinuierliche Generierung von Prämieneinnahmen

Im ersten Fall dienen CSPs als Alternative zur Limit-Order. Anstatt bei Ihrem Broker eine Kauforder zu einem bestimmten Kurs zu hinterlegen (bei der Sie erst dann aktiv werden, wenn der Wunschkurs tatsächlich erreicht wird – ohne jeglichen „Lohn“ in der Zwischenzeit), können Sie mit einem CSP eine Prämie vereinnahmen, unabhängig davon, ob die Aktie später eingebucht wird oder nicht.

Im zweiten Fall betrachten Sie die Aktie nicht als potenzielle Depotposition, sondern lediglich als Vehikel für Prämieneinnahmen. Sie handeln gezielt Optionen auf Aktien, bei denen Sie eine hohe Wahrscheinlichkeit sehen, dass die Option nicht ausgeübt wird – und kassieren dafür regelmäßig Optionsprämien, ohne Aktien kaufen zu müssen.


Wie funktioniert die Strategie praktisch?

Ein Cash Secured Put wird in der Regel auf eine Option mit einem Strike unterhalb des aktuellen Aktienkurses (Out-of-the-Money) verkauft. Sie wählen einen Basispreis, zu dem Sie bereit wären, die Aktie zu kaufen. Für die Übernahme dieser Verpflichtung erhalten Sie eine Prämie, die sich aus dem Optionspreis multipliziert mit der Kontraktgröße (100 Aktien) ergibt.

Beispiel:
Die Aktie steht bei 57 $.
Sie verkaufen einen Put mit Basispreis 55 $ und erhalten dafür 1,00 $ an Optionsprämie.
Ihre vereinnahmte Prämie beträgt somit 100 $.
Sollte der Kurs unter 55 $ fallen, werden Ihnen 100 Aktien zu 55 $ eingebucht – effektiv haben Sie sie aber zu 54 $ erworben, denn Sie haben ja bereits 1 $ je Aktie verdient.

Gegenüber einem Direktkauf bedeutet es sogar 300 $.

Dieses einfache Rechenspiel zeigt den doppelten Vorteil:
Fällt die Aktie – kein Problem, Sie wollten sie ja ohnehin zu diesem Preis haben.
Steigt sie oder bleibt über dem Strike – auch gut, denn die Prämie gehört Ihnen trotzdem.


Gewinn, Verlust und Rendite – genau betrachtet

Der maximale Gewinn bei einem Cash Secured Put ist die Prämie, die Sie zu Beginn erhalten. Diese ist begrenzt und unabhängig davon, wie stark die Aktie später steigt. Genau darin liegt der defensive Charakter dieser Strategie: Sie geben das Potenzial unbegrenzter Kursgewinne auf – im Gegenzug für Sicherheit und Planbarkeit.

Die Gewinnschwelle ergibt sich rechnerisch wie folgt:

Gewinnschwelle = Basispreis – Prämie / 100

Wenn der Aktienkurs zum Verfallszeitpunkt über dieser Schwelle liegt, haben Sie einen Gewinn erzielt.

Der potenzielle Verlust ist ebenfalls begrenzt – auf das Szenario, dass die Aktie bis auf null fällt (was in der Praxis sehr selten vorkommt). Das Risiko ist also nicht höher als bei einem klassischen Aktienkauf. Anders als bei klassischen Leerverkäufen ist der Verlust hier quantifizierbar und von Anfang an kalkulierbar.

Formel für den Verlust:

Verlust = (Gewinnschwelle – aktueller Aktienkurs) × 100


Ein Beispiel zur Veranschaulichung

Sie interessieren sich für eine Aktie, die aktuell bei 57 $ notiert, möchten sie aber nur zu 55 $ kaufen. Statt einen Limit-Auftrag zu erteilen, verkaufen Sie einen Put mit Strike 55 $ für 1,00 $. Laufzeit: ca. 30 bis 45 Tage.

Ergebnis:

  • Wenn die Aktie steigt oder seitwärts läuft: Die Option verfällt, Sie behalten 100 $.
  • Wenn die Aktie leicht fällt, z. B. auf 56 $: Gleicher Effekt – die Option wird nicht ausgeübt.
  • Wenn sie unter 55 $ fällt, z. B. auf 54,50 $: Sie bekommen die Aktie eingebucht, haben aber effektiv nur 54 $ gezahlt. Sie haben Ihren Zielpreis also unterboten.
  • Wenn sie auf 50 $ fällt: Ihr Buchverlust beträgt 400 $, aber Sie stehen immer noch besser da als ein Aktionär, der zum ursprünglichen Kurs von 57 $ eingestiegen wäre.

Strategische Feinheiten und Überlegungen

  • Laufzeitwahl: Kurze Laufzeiten (< 45 Tage) sind vorteilhaft, da der Zeitwertverlust dann am stärksten wirkt. Sie profitieren von der täglichen Entwertung der Option, solange der Kurs nicht unter den Strike fällt.
  • Volatilität: Sinkende implizite Volatilität nach dem Trade wirkt positiv, da sie den Optionspreis reduziert – das spielt Ihnen als Verkäufer in die Karten.
  • Margin: Für Anfänger empfiehlt sich Cash statt Margin. So handeln Sie risikoärmer und mit maximaler Kontrolle.

Nachteile – und warum sie relativ sind

Cash Secured Puts haben ein paar klare Einschränkungen:

  • Sie profitieren nicht von starken Kursanstiegen – Ihr Gewinn bleibt auf die Prämie beschränkt.
  • Es werden keine Dividenden gezahlt, solange Sie die Aktien nicht besitzen.
  • Die Strategie erfordert die Bereitschaft, 100 Aktien pro Kontrakt zu kaufen – bei teuren Aktien kann dies erhebliche Kapitalbindung bedeuten. (im Beispiel also 5500 $)

Doch selbst mit diesen Nachteilen zeigt sich: In drei von vier Szenarien erzielen Sie einen Gewinn oder erwerben Aktien zu Ihrem Wunschpreis. Nur bei stark fallenden Kursen kommt es zu einem Verlust – aber auch dann in geringerem Ausmaß als beim sofortigen Aktienkauf.


Fazit: Eine defensive und dennoch einkommensorientierte Option

Cash Secured Puts sind mehr als nur eine Stillhalterstrategie – sie sind ein intelligentes Mittel, um langfristige Vermögensziele mit Risiko- und Kapitalkontrolle zu verbinden. Besonders in Märkten mit hoher Volatilität oder stagnierenden Kursen sind sie eine verlässliche Möglichkeit, regelmäßig Einnahmen zu erzielen oder Wunschaktien günstig zu erwerben.

In den folgenden Kapiteln werden wir auf Rollen von Puts, Kombinationen mit Covered Calls sowie optimierte Einstiegszeitpunkte eingehen – denn es gibt noch mehr Potenzial, das in dieser scheinbar einfachen Strategie steckt.

Haftungsausschluss und Risikohinweis

Die in diesem Artikel enthaltenen Analysen und Informationen basieren auf Quellen, die ich für zuverlässig halte. Trotz sorgfältiger Prüfung erfolgt die Weitergabe dieser Angaben ohne Gewähr.

Jede Entscheidung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten liegt in der alleinigen Verantwortung des Lesers. Der Handel mit Optionen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Vergangene Erträge bieten keine Garantie für zukünftige Gewinne. Beim spekulativen Handel mit Optionen kann es zu einem vollständigen oder teilweisen Verlust des eingesetzten Kapitals kommen.

Ich übernehme keine Haftung für Vermögensschäden, die dadurch entstehen, dass die Inhalte dieses Artikels als Grundlage für eigene Anlageentscheidungen herangezogen werden. Handeln Sie nur mit Kapital, dessen Verlust Sie sich leisten können. Machen Sie sich mit sämtlichen Risiken des Finanzhandels vertraut.

Stillhaltergeschäfte können zu Nachschusspflichten führen – also zu Verlusten, die über das ursprünglich eingesetzte Kapital hinausgehen. Es wird daher ausdrücklich davon abgeraten, Anlagegelder auf wenige Empfehlungen zu konzentrieren oder Investitionen mit Krediten zu finanzieren.

Der Anteil einzelner Optionskontrakte sollte 10 % des für den Optionshandel vorgesehenen Kapitals nicht überschreiten. Für die Teilnahme am Optionshandel ist die Börsentermingeschäftsfähigkeit erforderlich.

Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.

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