Einleitung

Die Covered-Call-Strategie (gedeckter Call) ist eine beliebte Optionsstrategie, die darauf abzielt, durch regelmäßige Prämieneinnahmen ein zusätzliches Einkommen zu erzielen, während man eine Aktie besitzt. Sie eignet sich besonders für Anleger, die bereit sind, ihre Aktien zu einem bestimmten Preis zu verkaufen, aber nicht unter Zeitdruck stehen1.


Was ist ein Covered Call?

Ein Covered Call besteht darin, dass Sie mindestens 100 Aktien eines Unternehmens besitzen und gleichzeitig eine Call-Option auf diese Aktien verkaufen. Dies verschafft Ihnen eine Prämie (Einnahme), begrenzt jedoch Ihren maximalen Gewinn und birgt das Risiko, die Aktien verkaufen zu müssen, falls der Kurs über den Ausübungspreis (Strike) steigt1.


Funktionsweise der Strategie

Voraussetzungen:

  • Sie besitzen bereits mindestens 100 Aktien oder kaufen diese zunächst.
  • Sie verkaufen eine Call-Option mit einem gewünschten Strike-Preis („Short Call“).

Ablauf:

  • Steigt der Aktienkurs über den Strike, werden Sie „assigned“ und müssen Ihre 100 Aktien zum Strike-Preis verkaufen. Sie profitieren von der Kurssteigerung bis zum Strike und der Optionsprämie.
  • Bleibt der Kurs unter dem Strike, behalten Sie die Aktien und die erhaltene Prämie.
  • Sie können die Strategie regelmäßig wiederholen, um kontinuierlich „Miete“ (Prämien) zu verdienen1.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Kaufen oder besitzen Sie mindestens 100 Aktien einer Aktie Ihrer Wahl.
  2. Verkaufen Sie einen Call leicht „out of the money“ (über dem aktuellen Kurs). Je näher am aktuellen Kurs, desto höher die Prämie, aber auch das Risiko, die Aktie zu verlieren.
  3. Alternativ können Sie den Kauf der Aktie und den Verkauf des Calls gleichzeitig tätigen („Buy-Write“).
  4. Wiederholen Sie den Prozess regelmäßig, um fortlaufende Prämien zu erzielen.

Zielsetzung der Strategie

  • Konservativ: Strike weiter „out of the money“ wählen, um die Aktien möglichst zu behalten und kontinuierlich Prämien zu kassieren.
  • Verkaufsbereit: Strike näher am aktuellen Kurs wählen, um eine höhere Prämie zu erhalten und die Aktien mit Gewinn zu verkaufen, falls der Kurs steigt1.

Die „Greeks“ im Überblick

GreekBedeutung für Covered Calls
ThetaPositiv: Zeitwertverlust der Option spielt Ihnen als Verkäufer in die Karten.
DeltaPositiv: Steigt die Aktie, steigt der Wert des Gesamtportfolios, aber der Gewinn wird durch den Short Call begrenzt.
VegaNegativ: Steigende Volatilität erhöht das Risiko, kann aber auch höhere Prämien bedeuten.
GammaNegativ: Die Steigerungsrate von Delta nimmt ab, je weiter der Kurs steigt.
RhoGeringe Bedeutung: Steigende Zinsen können den Wert der Call-Option leicht erhöhen.

Vor- und Nachteile

Vorteile:

  • Regelmäßiges Zusatzeinkommen durch Prämien.
  • Reduzierung des Einstandspreises der Aktie durch die erhaltene Prämie.
  • Flexibel anwendbar und gut planbar1.

Nachteile:

  • Begrenzter maximaler Gewinn (Strike + Prämie).
  • Verpassen weiterer Kursgewinne, falls die Aktie stark steigt.
  • Hoher Kapitaleinsatz (mindestens 100 Aktien erforderlich).
  • Prämien im Verhältnis zum eingesetzten Kapital oft eher gering1.

Tipps & Hinweise

  • Achten Sie auf wichtige Ereignisse (z.B. Quartalszahlen), da diese zu starken Kursbewegungen führen können.
  • Prämien sind meist höher, wenn die Volatilität der Aktie steigt, aber auch das Risiko.
  • Sie können den Call „rollen“ (schließen und einen neuen verkaufen), um Zeit zu gewinnen oder den Strike zu ändern. Dies kann jedoch zusätzliche Kosten verursachen.
  • Die Zuteilung („Assignment“) erfolgt meist erst zum Verfallstag, nicht davor.
  • Überlegen Sie sich vorab, wie Sie reagieren, falls der Kurs der Aktie fällt: Halten oder verkaufen?.

Mathematische Grundlagen

  • Break-Even: Break-Even=Kaufkurs der Aktie−erhaltene Prämie
  • Maximaler Gewinn: Maximaler Gewinn=(Strike−Kaufkurs) + Prämie
    (Der Kaufkurs ist der Preis, zu dem Sie die Aktie erworben haben, nicht der aktuelle Kurs).

Zusammengefasst

Die Covered-Call-Strategie ist ideal für Anleger, die mit einer neutralen bis leicht bullischen Marktmeinung regelmäßig Zusatzeinnahmen erzielen möchten und bereit sind, ihre Aktien zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Sie senkt das Risiko leicht, begrenzt jedoch auch die Gewinnchancen nach oben und erfordert einen gewissen Kapitaleinsatz.


Wenn Sie keine Aktien besitzen bzw. keine kaufen wollen

Ein Naked Call – auch als ungedeckter Call bezeichnet – gehört zu den spekulativsten Strategien im Optionshandel. Dabei verkauft ein Trader (sogenannter Stillhalter) eine Call-Option, ohne den zugrunde liegenden Basiswert (z. B. eine Aktie) zu besitzen oder anderweitig abzusichern. Diese Strategie birgt erhebliche Risiken und ist nur für sehr erfahrene Marktteilnehmer geeignet.

Funktionsweise: Der Verkauf einer Call-Option ohne Absicherung

Beim Verkauf einer Call-Option erhält der Stillhalter eine Optionsprämie vom Käufer der Option. Im Gegenzug verpflichtet er sich, dem Käufer den Basiswert zum vereinbarten Ausübungspreis (Strike) zu liefern, falls dieser die Option ausübt.

Das Besondere beim Naked Call:
Der Verkäufer besitzt die Aktie nicht und ist somit nicht gegen Kursanstiege abgesichert. Steigt der Kurs des Basiswerts über den Strike-Preis, muss der Stillhalter die Aktie am Markt zum aktuellen (höheren) Preis kaufen, um sie anschließend zum niedrigeren Strikepreis an den Käufer zu liefern.

Risiken: Unbegrenztes Verlustpotenzial

Das größte Risiko eines Naked Calls besteht im theoretisch unbegrenzten Verlust. Da ein Aktienkurs – zumindest in der Theorie – unbegrenzt steigen kann, sind auch die potenziellen Verluste für den Stillhalter unbegrenzt. Die eingenommene Prämie kann einen solchen Verlust in der Regel nicht annähernd ausgleichen.

Beispiel:
Sie verkaufen eine Call-Option auf die Aktie X mit einem Strike von 100 €. Der Käufer zahlt Ihnen dafür eine Prämie von 2 €. Steigt die Aktie X jedoch auf 150 €, müssen Sie sie zu diesem Preis am Markt kaufen und dem Käufer für 100 € verkaufen. Ihr Verlust beträgt 50 € – abzüglich der erhaltenen Prämie von 2 € ergibt sich ein Nettoverlust von 48 € pro Aktie.

Motivation: Prämieneinnahme durch fallende oder stagnierende Kurse

Die Motivation hinter dieser Strategie liegt in der Hoffnung, dass der Kurs des Basiswerts nicht über den Strikepreis steigt oder sogar fällt. In diesem Fall wird die Option wertlos verfallen, der Verkäufer behält die Prämie und muss keine Lieferung tätigen. Bei stagnierenden Märkten kann dies eine lukrative Einnahmequelle sein – allerdings nur, solange der Kurs nicht stark ansteigt.

Gegensatz: Der gedeckte Call (Covered Call)

Im Gegensatz zum Naked Call steht der gedeckte Call (Covered Call). Hierbei verkauft der Trader ebenfalls eine Call-Option, besitzt jedoch gleichzeitig die entsprechende Anzahl der zugrunde liegenden Aktien. Dadurch ist er gegen Kursanstiege abgesichert, da er die Aktie aus dem eigenen Bestand liefern kann. Das Risiko ist beim Covered Call somit deutlich begrenzter.

Fazit: Nur für sehr erfahrene Trader geeignet

Ein Naked Call ist eine hochspekulative Strategie mit potenziell katastrophalen Verlusten. Broker verlangen daher für solche Positionen oft hohe Sicherheitsleistungen (Margins) und genehmigen sie in der Regel nur Tradern mit entsprechender Erfahrung und Kapitalausstattung.

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Naked Calls zu handeln, sollten Sie sich der Risiken voll bewusst sein und eine robuste Risikomanagementstrategie implementieren. Für die meisten Privatanleger ist der gedeckte Call in der Regel die sicherere und kalkulierbarere Alternative.

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Die in diesem Artikel enthaltenen Analysen und Informationen basieren auf Quellen, die ich für zuverlässig halte. Trotz sorgfältiger Prüfung erfolgt die Weitergabe dieser Angaben ohne Gewähr.

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Ich übernehme keine Haftung für Vermögensschäden, die dadurch entstehen, dass die Inhalte dieses Artikels als Grundlage für eigene Anlageentscheidungen herangezogen werden. Handeln Sie nur mit Kapital, dessen Verlust Sie sich leisten können. Machen Sie sich mit sämtlichen Risiken des Finanzhandels vertraut.

Stillhaltergeschäfte können zu Nachschusspflichten führen – also zu Verlusten, die über das ursprünglich eingesetzte Kapital hinausgehen. Es wird daher ausdrücklich davon abgeraten, Anlagegelder auf wenige Empfehlungen zu konzentrieren oder Investitionen mit Krediten zu finanzieren.

Der Anteil einzelner Optionskontrakte sollte 10 % des für den Optionshandel vorgesehenen Kapitals nicht überschreiten. Für die Teilnahme am Optionshandel ist die Börsentermingeschäftsfähigkeit erforderlich.

Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.

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