Was ist ein Cash-Secured Put?
Vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt, wie man mit Optionen regelmäßig Einkommen erzielen kann, ohne in hochspekulative Trades zu geraten. Genau hier kommt die Cash-Secured Put Strategie ins Spiel – eine bodenständige, kontrollierbare Methode, bei der Sie mit dem Verkauf von Verkaufsoptionen (Puts) Prämien kassieren und sich gleichzeitig die Möglichkeit offenhalten, eine Aktie zu einem für Sie attraktiven Preis zu kaufen.
Ein Cash-Secured Put ist nichts anderes als ein Short Put, bei dem Sie aber genügend Kapital bereithalten, um die Aktie bei Zuweisung auch tatsächlich kaufen zu können – daher der Begriff cash-gesichert. Pro verkaufter Option sollten Sie also in der Lage sein, 100 Aktien des Underlyings zu kaufen.
Warum diese Strategie?
Sie haben mit dieser Strategie zwei denkbare Ziele:
- Sie möchten regelmäßig Einnahmen durch das Verkaufen von Puts erzielen, ohne unbedingt Aktien zu kaufen.
- Oder Sie möchten tatsächlich eine Aktie kaufen – aber zu einem besseren Einstiegspreis, als sie aktuell am Markt gehandelt wird.
Wenn der Kurs der Aktie bei Fälligkeit unter den gewählten Ausübungspreis fällt, werden Sie zugewiesen und kaufen 100 Aktien. Fällt die Aktie nicht unter diesen Preis, behalten Sie einfach die erhaltene Prämie – und starten den Zyklus erneut.
Persönlicher Blick: Warum ich diese Strategie mag
Ich bin kein Fan von hektischen Daytrades oder waghalsigen Wetten auf volatile Kursbewegungen. Die Cash-Secured Put Strategie gibt mir Struktur, Kontrolle – und einen ruhigen Schlaf. Sie zwingt mich dazu, nur auf Aktien zu setzen, die ich wirklich besitzen möchte – und belohnt mich dafür mit kleinen, aber konsistenten Einnahmen.
So setzen Sie die Strategie um – Schritt für Schritt
- Wählen Sie eine Aktie, die Sie kennen und mögen. Ideal sind Titel mit guter Substanz, bei denen Sie bei einem Kursrückgang nicht nervös werden.
- Wählen Sie einen Ausübungspreis, zu dem Sie bereit wären zu kaufen. Dieser sollte leicht unter dem aktuellen Kurs liegen (leicht out-of-the-money).
- Verkaufen Sie den Put („Sell to Open“) und halten Sie genügend Bargeld bereit – mindestens für den Ausübungspreis × 100 Aktien.
- Lassen Sie den Trade bis zum Verfall laufen – oder rollen Sie ihn aktiv, falls nötig (dazu später mehr).
Zielsetzung: Wollen Sie kaufen oder nur verdienen?
Je nachdem, was Sie mit dem Verkauf der Put-Option erreichen wollen, gibt es zwei Strategien:
- Sie möchten nicht unbedingt die Aktie kaufen: Dann wählen Sie einen Put, der weiter out-of-the-money liegt – also mit geringerem Risiko. Die Prämie ist hier kleiner, aber die Wahrscheinlichkeit einer Zuweisung ebenso.
- Sie möchten die Aktie wahrscheinlich kaufen: Dann verkaufen Sie einen Put, der näher am aktuellen Kurs liegt. Sie erhalten eine höhere Prämie – und mit größerer Wahrscheinlichkeit die Aktie.
Wichtig: In beiden Fällen müssen Sie sich mit dem Ergebnis wohlfühlen – sowohl, wenn Sie die Aktie bekommen als auch, wenn nicht.
Die Griechen – was die Optionenphysik verrät
Ein paar Worte zu den sogenannten „Griechen“, die Ihnen helfen, das Verhalten der Option besser zu verstehen:
- Theta (Θ): Zeitverfall. Bei einem Short Put ist Theta Ihr Freund – denn die Option verliert mit der Zeit an Wert.
- Delta (Δ): Gibt an, wie stark sich der Wert Ihrer Position verändert, wenn der Aktienkurs steigt. Beim Short Put ist Delta positiv: Steigt die Aktie, gewinnen Sie.
- Vega (ν): Misst die Empfindlichkeit gegenüber Schwankungen in der impliziten Volatilität. Steigt die Volatilität, steigt auch der Preis des Puts – schlecht für den Verkäufer.
- Gamma (Γ): Gibt die Veränderung des Delta an. Für unsere Strategie nicht entscheidend, aber zu wissen: Gamma ist negativ – sprich: Wenn die Aktie stark steigt, wird Delta weniger positiv.
- Rho (ρ): Reaktion auf Zinsveränderungen. Spielt hier nur eine geringe Rolle.
Vorteile dieser Strategie
✅ Kalkulierbares Risiko – Sie wissen genau, was auf Sie zukommt.
✅ Regelmäßige Prämien – Monat für Monat, wenn gewünscht.
✅ Günstiger Aktienkauf – Falls Sie zugewiesen werden, kaufen Sie zu einem Preis unter dem damaligen Marktwert – die erhaltene Prämie senkt Ihren Einstieg zusätzlich.
Und die Schattenseiten?
⚠️ Kapitaleinsatz erforderlich – Sie brauchen Liquidität. Ohne sie funktioniert die Strategie nicht.
⚠️ Aktien können fallen – Werden Sie zugewiesen und der Kurs sinkt weiter, bauen sich Verluste auf.
⚠️ Verpasste Chancen – Steigt die Aktie stark, verdienen Sie „nur“ die Prämie – und sind nicht bei der Rallye dabei.
Wichtige Tipps aus der Praxis
- Achten Sie auf Earnings-Daten: Vor Gewinnveröffentlichungen ist die Volatilität höher – was höhere Prämien, aber auch höhere Risiken bedeutet.
- Roll-Strategien planen: Wenn Sie mit der aktuellen Position unzufrieden sind, können Sie den Put „rollen“. Sie kaufen ihn zurück und verkaufen eine neue Option mit anderem Strike oder Verfallsdatum. Seien Sie sich aber bewusst: Das Rollen kann zu einem positiven Trade aber auch das realisieren eines Verlustes führen.
- Zuweisungen vor dem Verfall? Möglich, aber selten – insbesondere bei amerikanischen Optionen. In der Regel passiert das nur, wenn keine Zeitprämie mehr enthalten ist.
Die Mathematik dahinter – einfach erklärt
- Break-Even-Punkt = Ausübungspreis – Prämie
⇒ Hier beginnt Ihre Gewinnzone. - Maximaler Gewinn (ohne Zuweisung) = Prämie
⇒ Wenn die Option wertlos verfällt, behalten Sie den vollen Betrag. - Maximaler Gewinn (bei Zuweisung) = Unbegrenzt, wenn Sie die Aktie anschließend halten und diese steigt.
- Maximaler Verlust = (Ausübungspreis – Prämie) × 100
⇒ Theoretisch bis auf Null, wenn die Aktie wertlos wird.
Fazit
Ich sehe die Cash-Secured Put Strategie als einen konservativen, strategischen Weg, um den Einstieg in den Optionshandel zu finden – oder einfach, um stilles Kapital sinnvoll einzusetzen. Sie eignet sich besonders für Anlegerinnen und Anleger, die Aktien lieber günstig kaufen und die gerne mit System und Plan arbeiten.
Wenn Sie Geduld, Disziplin und ein gewisses Maß an Risikotoleranz mitbringen, kann diese Strategie ein wertvoller Baustein in Ihrem Portfolio sein. Und wenn Sie einmal zugewiesen werden – perfekt! Dann beginnt vielleicht sogar der nächste Schritt: der Verkauf von Covered Calls. Aber das ist eine Geschichte für diesen Artikel...