Wenn man sich heute an der Börse umsieht, stößt man schnell auf eine fast schon dogmatische Vielfalt klassischer Aktienstrategien. Die einen schwören auf Kursgewinne, andere setzen auf stetige Dividenden. Viele vertrauen auf Fundamentalanalyse, manche auf Charttechnik – und nicht wenige folgen blind den Empfehlungen der Börsenpresse. Was dabei oft auf der Strecke bleibt, ist der Blick aufs große Ganze und die kritische Prüfung der Annahmen, die diesen Strategien zugrunde liegen.

Ich habe mich selbst viele Jahre von diesen scheinbar bewährten Konzepten leiten lassen. Der Gedanke war einfach: Wer Aktien hält, wird langfristig belohnt – mit steigenden Kursen und regelmäßigen Ausschüttungen. Der berühmte „Buy-and-Hold“-Ansatz, gerne kombiniert mit ETFs zur breiten Streuung, wirkt auf den ersten Blick logisch und sicher. Doch mit der Zeit wurde mir klar: Diese Sicherheit ist trügerisch.

Natürlich – die Historie zeigt: Aktienmärkte steigen langfristig. Doch was bedeutet langfristig wirklich? Jahrzehnte. Und innerhalb dieser langen Zeiträume gibt es Phasen, die Anleger auf eine harte Probe stellen. Seitwärtsmärkte, in denen die Kurse über Jahre hinweg keine nennenswerte Bewegung zeigen, sind dabei keine Randphänomene. Im Gegenteil: Analysen des Dow Jones zeigen, dass sich dieser in den letzten 100 Jahren rund 60 % der Zeit seitwärts bewegt hat – zum Teil über Dekaden hinweg.

DOW Jones - 2001 bi 2025

Kurs des DOW Jones von 2001 bis 2025

Beispiel: Hätten wir 2001 Geld in einem Fond auf den Dow Jones angelegt, hätten wir bis 2010 nichts verdient. Zehn Jahre By and Hold ohne Ergebnis

In solchen Phasen werden Dividenden zum einzigen Trostpflaster. Doch selbst hier ist Vorsicht geboten. Denn wer sich allein auf hohe Dividendenrenditen verlässt, tappt leicht in eine Falle: Viele vermeintlich attraktive Dividendenzahler sind in Wahrheit angeschlagene Unternehmen, die sich ihre Ausschüttungen kaum leisten können – oder bald ganz streichen. Ein Beispiel, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist AT&T. Zwischen 2016 und 2021 bot die Aktie zwar kontinuierlich hohe Dividenden, doch am Ende stand – trotz dieser Zahlungen – ein Gesamtverlust, während der breite Markt stark zulegte.

Auch steuerlich sind Dividenden kein Selbstläufer. Brutto wirken sie solide, netto sieht es oft anders aus. Die steuerliche Belastung – je nach Wohnsitz und Freibeträgen – schmälert die effektive Rendite spürbar. Und selbst wenn man Dividenden zur Kompensation von Kursverlusten heranzieht, braucht es in der Realität oft viele Jahre, um diese Verluste wieder auszugleichen. Wer bei einem 20 %igen Einbruch der Aktienposition über vier oder mehr Jahre hinweg auf den Break-even wartet, zahlt einen hohen Preis: Zeit, Opportunitätskosten und gebundenes Kapital.

Es ist deshalb höchste Zeit, dass wir uns von zu simplen Dogmen verabschieden – sei es von euphorischen Dauerbullen oder von Schwarzmalern, die stets den nächsten Crash erwarten. Was wir stattdessen brauchen, ist ein aktiveres, flexibleres Risikomanagement. Dazu zählt auch der Blick auf Alternativen jenseits des Mainstreams – beispielsweise durch den gezielten Einsatz von Optionsprämien, einer Strategie, die bei kontrolliertem Risiko zusätzliche Erträge generieren kann, ohne sich allein auf Kurs- oder Dividendenerwartungen zu verlassen.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich halte Aktien nach wie vor für einen unverzichtbaren Baustein jeder langfristigen Vermögensbildung. Doch gerade deshalb müssen wir uns intensiv mit den Grenzen herkömmlicher Strategien auseinandersetzen – insbesondere in einer Welt, die nicht mehr planbar ist. Ständige geldpolitische Eingriffe, geopolitische Unsicherheiten und strukturelle Marktveränderungen verlangen nach mehr als nur dem „Kaufen und Liegenlassen“.

Mein Fazit: Wer heute investiert, darf sich nicht auf das verlassen, was früher funktioniert hat. Stattdessen müssen wir uns die Mühe machen, tiefer zu denken, unsere Annahmen zu hinterfragen und auch unkonventionelle Wege zu prüfen. Denn was zu einfach erscheint, ist selten die nachhaltigste Lösung. Erfolg an der Börse beginnt nicht mit einem Depot – sondern mit dem richtigen Denken.

Mein Umdenken begann schon vor vielen Jahren. Für mich habe ich die Optionen entdeckt. Es wird sicher viele Anleger geben, denen das Nutzen dieser Anlageklasse Kopfschmerzen bereiten würde. Für den sind ETFs und Blue-Chip Aktien sicher die bessere Strategie. Eine Beschäftigung mit Optionen und deren Möglichkeiten würde ich jedem Aktionär immer empfehlen, den schon ein einfaches Covered Call schreiben bringt mehr positives Leben ins Depot.

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