Was ist ein Long Put?

Ein Long Put bezeichnet den Kauf einer Put-Option, einem der beiden Grundtypen im Optionshandel. Als Käufer dieser Option erhalten Sie das Recht, jedoch nicht die Pflicht, 100 Aktien eines bestimmten Basiswerts zum festgelegten Ausübungspreis (Strike) innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu verkaufen.

Diese Strategie eignet sich besonders, wenn Sie davon ausgehen, dass der Kurs eines Basiswerts deutlich fallen wird. Im Gegensatz zum Leerverkauf ist das Verlustrisiko beim Long Put auf die gezahlte Prämie begrenzt.


Grundlegende Begriffe rund um den Strike-Preis

  • In-the-Money (ITM): Der aktuelle Aktienkurs liegt unter dem Strike-Preis. → Die Option hat inneren Wert.
  • At-the-Money (ATM): Der Aktienkurs entspricht etwa dem Strike-Preis. → Die Option hat keinen inneren, aber Zeitwert.
  • Out-of-the-Money (OTM): Der Aktienkurs liegt über dem Strike-Preis. → Die Option hat keinen inneren Wert.

Wichtig zu wissen:

  • OTM-Puts verfallen wertlos, wenn der Aktienkurs über dem Strike bleibt.
  • ITM-Puts weisen zum Verfall einen Restwert auf, jedoch ist dieser nicht automatisch ein Gewinn, da die gezahlte Prämie berücksichtigt werden muss.

Beispiel:
Sie kaufen einen Put für $5. Bei Verfall liegt die Aktie $2 unter dem Strike → Die Option ist zwar $2 ITM, aber da Sie $5 bezahlt haben, ergibt sich ein Verlust von $3.

➡️ Der Break-even liegt dort, wo der innere Wert der Option mindestens der gezahlten Prämie entspricht.


Schritte zum Aufbau einer Long-Put-Strategie

  1. Handelsplattform öffnen
    (z. B. Interactive Brokers, Tastytrade, TD Ameritrade, Trade Republic)
  2. Option Chain aufrufen des gewünschten Basiswerts
  3. Put-Option auswählen:
    • Verfallsdatum festlegen: Je weiter entfernt, desto teurer, aber auch mehr Zeit für Bewegung.
    • Strike-Preis wählen:
      • Tieferer Strike (OTM): Günstiger, aber risikoreicher (weniger wahrscheinlich, ITM zu werden).
      • Höherer Strike (ITM): Teurer, aber höhere Trefferwahrscheinlichkeit.
  4. Limit-Order setzen (empfohlen, um schlechte Ausführungen bei Market-Orders zu vermeiden)
  5. Ordertyp prüfen:
    • Sie kaufen eine Option: also Buy to Open
    • → Dies ist eine Debit-Strategie, Ihr Konto wird mit der Prämie belastet.

Ziel der Strategie: Gewinn bei Kursrückgang

  • Break-even-Preis:
    Breakeven = Strike – gezahlte Prämie
  • Beispiel:
    Strike: $100, Prämie: $5
    → Breakeven = $95
  • Gewinnzone:
    Aktienkurs liegt deutlich unter dem Breakeven → Gewinn wächst linear mit Kursrückgang.
  • Verlustzone:
    Kurs bleibt über dem Breakeven oder steigt → Maximalverlust = Prämie

Werttreiber einer Put-Option

1. Zeitwertverlust (Theta)

  • Put-Optionen verlieren mit der Zeit an Wert, besonders in den letzten 14 bis 21 Tagen vor Verfall.
  • Diesen Effekt nennt man Theta-Verfall.

Eine Put-Option verliert mit der Zeit aufgrund des Theta-Zerfalls an Wert. Dieser beschleunigt sich mit Annäherung an den Verfall, wobei der Großteil des Verfalls in den letzten Tagen oder Wochen der Optionslaufzeit stattfindet.

Zeitverfall entsteht, weil mit der Zeit die Wahrscheinlichkeit einer starken Kursbewegung der Aktie sinkt. Ein Out-of-the-Money-Kontrakt kann Monate vor Verfall noch einen hohen Wert aufweisen, verliert aber mit Annäherung an die letzten Tage rapide an Wert, wenn er immer noch Out-of-the-Money ist. Kurz gesagt: Je weniger verbleibende Zeit, desto geringer ist die Chance einer rechtzeitigen Kursbewegung der Aktie, wodurch der Preis, den andere für die Option zu zahlen bereit sind, sinkt.

Zeitverfall kann durch andere Faktoren „bekämpft“ werden. Der offensichtlichste ist natürlich der Kurs der zugrunde liegenden Aktie. Fällt die Aktie ausreichend, kann dies den Wert des Puts stärker steigern, als der Zeitverfall ihm abnimmt. Ein weiterer Faktor ist die implizite Volatilität, die den Verfall ausgleichen kann, wenn sie ausreichend ansteigt.

Ohne diese Faktoren verliert ein Put mit Annäherung an den Verfall an Wert. Der endgültige Preis eines Puts hängt davon ab, wie weit er im Geld ist. Alle Puts, die aus dem Geld sind und zuvor aufgrund ihres Zeitwerts einen Wert hatten, sind bei Ablauf wertlos.

2. Volatilität (Vega)

  • Höhere erwartete Schwankungen → höhere Optionspreise.
  • Ein starker Rückgang der IV nach Ereignissen (IV Crush, z. B. nach Earnings) kann den Optionswert stark senken.

Die Volatilität ist beim Optionshandel schwer vorhersehbar und beeinflusst maßgeblich den Preis von Optionen. Steigt die implizite Volatilität, steigen auch die Optionspreise – und umgekehrt. Diese implizite Volatilität ergibt sich aus dem Unterschied zwischen dem aktuellen Optionspreis und dem theoretischen Fair Value. Wenn Händler bereit sind, mehr zu zahlen, steigt dieser Wert.

Ein häufiger Grund für höhere Optionspreise ist eine bevorstehende Gewinnbekanntgabe eines Unternehmens, da dadurch starke Kursbewegungen erwartet werden. Die hohe Nachfrage treibt die Optionspreise nach oben, was wiederum die implizite Volatilität erhöht. Nach der Veröffentlichung normalisiert sich die Volatilität jedoch rasch – ein Effekt, der als „IV-Crush“ bekannt ist. Dieser plötzliche Rückgang kann unerfahrene Händler überraschen und Verluste verursachen.

3. Weitere Einflussgrößen (Die „Griechen“)

KennzahlBedeutung für Puts
DeltaNegativ – Option gewinnt bei fallendem Kurs
GammaZeigt die Änderung von Delta an – am höchsten nahe dem Strike
ThetaNegativ – Wertverlust durch Zeitablauf
VegaPositiv – Option profitiert von steigender Volatilität
RhoNegativ – Steigende Zinsen senken den Optionswert

Vor- und Nachteile eines Long Puts

✅ Vorteile:

  • Begrenztes Verlustrisiko (nur Prämie).
  • Keine Margin-Anforderungen wie beim Leerverkauf.
  • Möglichkeit, von fallenden Kursen zu profitieren.

❌ Nachteile:

  • Totalverlust der Prämie möglich, wenn Kurs nicht fällt.
  • Optionen verfallen und sind zeitlich begrenzt.
  • Hebelwirkung kann bei kleinen Kursbewegungen schnell Verluste verursachen.

Tipps für erfolgreichen Handel mit Long Puts

Strategisch vorgehen:

  • Setzen Sie Stop-Loss-Marken und Gewinnziele im Voraus.

Strike bewusst wählen:

  • Konservativ: ITM → Höhere Erfolgschance, geringere Rendite.
  • Aggressiv: OTM → Höheres Risiko, aber größeres Gewinnpotenzial.

Tools verwenden:

  • Nutzen Sie Optionsrechner (z. B. OptionStrat, Optionsprofitcalculator), um Break-even, Gewinnpotenzial und Wahrscheinlichkeiten realistisch einzuschätzen.

➗ Mathematik hinter dem Put

Wert der Option bei Verfall:

Breakeven: Breakeven=Strike−Prämie

Beispiel:

  • Strike = $100
  • Prämie = $5
  • Aktienkurs bei Verfall = $90

Gewinn = ($100 – $90 – $5) × 100 = $500


Fazit: Für wen eignet sich der Long Put?

Ein Long Put ist ein hervorragendes Instrument, wenn Sie aktiv auf fallende Kurse spekulieren möchten, ohne sich dem unbegrenzten Risiko eines Leerverkaufs auszusetzen. Mit begrenztem Einsatz kann ein hoher Gewinnhebel erzielt werden – aber nur bei klarer Bewegung nach unten.

Dennoch: Diese Strategie verlangt Disziplin, klares Risikomanagement und ein Verständnis der Optionen-Grundlagen. Nutzen Sie die verfügbaren Tools, beobachten Sie Volatilität und Zeitverfall – und wählen Sie Ihre Positionen gezielt aus.

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Der Anteil einzelner Optionskontrakte sollte 10 % des für den Optionshandel vorgesehenen Kapitals nicht überschreiten. Für die Teilnahme am Optionshandel ist die Börsentermingeschäftsfähigkeit erforderlich.

Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.

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