Nachdem wir in den letzten Beiträgen die Faszination klassischer Optionsstrategien ergründet und Sie vielleicht sogar schon Ihren ersten eigenen Trade platziert haben, möchte ich heute mit Ihnen gemeinsam einen entscheidenden Schritt weitergehen. Nehmen wir uns – an diesem Tag wo die US-Börsen geschlossen sind (Juneteenth National Independence Day) die Zeit, über die wahre Kunst der Optimierung zu sprechen.

Im Zentrum unserer heutigen Betrachtung steht eine Technik, die leider von vielen Hobby-Tradern unterschätzt wird, aber von Profis wie ein Schweizer Uhrwerk – systematisch und präzise – eingesetzt wird: das strategische Rollen.

Warum Rollen mehr ist als nur „Verluste verstecken“

Viele sehen in einer Roll-Aktion nur die elegante Variante, einen drohenden Verlust zu vertagen. Doch tatsächlich

  • steuern Sie aktiv Zeitwert und Strike-Position
  • optimieren Sie Ihre Kapitaleffizienz
  • reduzieren Sie langfristig Drawdowns

Profis setzen Rollen nicht als Notnagel ein, sondern als festen Bestandteil ihres Handels. Jedes Rollen ist eine Chance, den Trade im eigenen Sinne neu auszurichten und auf eine Wendung vorzubereiten – bevor der Markt Sie zur Entscheidung zwingt.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Mein systematischer Einstieg ins Rollen

Lassen Sie uns das Ganze an einem konkreten Beispiel durchgehen, um die Schritte greifbar zu machen.

Schritt 1: Die Auswahl unseres Basiswerts

Mein erster Schritt ist stets die sorgfältige Auswahl eines liquiden und stabilen Basiswerts. Nehmen wir zum Beispiel Pfizer (PFE). Alternativ eignen sich auch breit aufgestellte ETFs. Die genauen Kriterien für diese Auswahl – wie ich Volatilität, Liquidität und fundamentale Stärke bewerte – werden wir später noch im Detail beleuchten. Für den Anfang konzentrieren wir uns auf etablierte Werte.

Schritt 2: Die Eröffnung eines „am Geld“ Cash Secured Puts

Anschließend verkaufen wir eine Put-Option, deren Strike-Preis möglichst nahe am aktuellen Kurs des Basiswerts liegt. Man spricht hier von einer „at the money“ (ATM) Option.

  • Laufzeit: Meine bevorzugte Laufzeit liegt bei etwa 30 bis 45 Tagen.
  • Mein Ziel dabei: Ich möchte den Zeitwertverfall maximieren. Der Zeitwert einer Option ist am höchsten, wenn der Kurs des Basiswerts nahe am Strike liegt, und er zerfällt in den letzten Wochen vor dem Verfall exponentiell.

Die Vorteile von ATM-Optionen, die ich besonders schätze:

  • Höchster Zeitwert: Hier kassieren wir die höchste Prämie, die primär aus Zeitwert besteht.
  • Hohe Liquidität: ATM-Optionen werden am häufigsten gehandelt, was für enge Spreads sorgt.
  • Enge Spreads: Das bedeutet, der Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis ist gering, was unsere Handelskosten minimiert.

Hinweis: Auch wenn ITM-Puts höhere Prämien bieten, enthalten sie inneren Wert, der nur bei Kursanstieg „gesichert“ ist. Unsere Strategie ist jedoch richtungsneutral.

Die richtige Laufzeit

Der Zeitwertverfall von Optionen verläuft unterschiedlich – abhängig davon, ob sich die Option im Geld (ITM), am Geld (ATM) oder aus dem Geld (OTM) befindet. Unser Ziel ist es, den optimalen Zeitpunkt für den Verkauf der Option zu identifizieren – idealerweise dann, wenn der Zeitwertverlust (Decay) am stärksten einsetzt und sich die Option somit rasch verbilligt.

Eine vereinfachte Übersicht des Zeitwertverfalls je nach Moneyness:

  • ATM-Optionen: optimaler Verfall in den letzten 30 Tagen
  • ITM-Optionen: gleichmäßiger Verfall
  • OTM-Optionen: ab etwa 90 Tagen beginnt die stärkere Entwertung

Bevorzugt: Optionen mit Verfall am 3. Freitag eines Monats (monatliche Standardoptionen)
Optional: Weeklies, falls Monatsoptionen ungünstig sind

Wenn möglich, priorisieren wir den 3. Freitag – auch bei leicht abweichender Laufzeit.

Schritt 3: Die Tradeüberprüfung – ca. 5 Tage vor Verfall

Natürlich kontrolliere ich täglich meine Trades aber spätestens fünf Handelstage vor dem Verfallstermin werfe ich einen genauen Blick auf meine Position. Zu diesem Zeitpunkt ist der größte Teil des Zeitwerts bereits zerfallen, und wir haben nur noch wenig Restzeitwert in der Option. Dies ist der ideale Zeitpunkt, um die nächsten strategischen Entscheidungen zu treffen.

Meine Faustregel für frühzeitiges Schließen:

Wenn ich bereits 70 bis 80% der ursprünglichen Prämie innerhalb der Laufzeit realisiert habe, schließe ich die Position frühzeitig.

  • Mein Ziel dahinter: Ich möchte Kapitaleffizienz maximieren und unnötiges Risiko minimieren. Warum länger im Trade bleiben, wenn der Großteil des Profits bereits erzielt wurde? Ich ziehe mein Kapital ab und kann es sofort für neue Opportunitäten einsetzen.

Die weitere Behandlung, wenn der Trade nicht mit einem deutlichen Gewinn geschlossen werden konnte, besprechen wir im nächsten Beitrag.

Bleiben Sie also gespannt.

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Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.

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