Den einfachsten Teil unseres Options-Trades haben wir bereits erfolgreich hinter uns:
Der Trade war frühzeitig im Plus – wir haben die Gelegenheit genutzt, ihn mit Gewinn zu schließen. Glückwunsch dazu!

Doch was passiert, wenn ein Trade nicht so reibungslos läuft? Wenn die Option kurz vor dem Verfall noch offen ist – vielleicht sogar im Geld? Genau dann wird es spannend. In solchen Fällen entscheidet Ihre Strategie darüber, ob aus einem drohenden Verlust doch noch ein Erfolg wird.

In diesem Beitrag zeige ich Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie mit System und klarem Plan rollen – also eine bestehende Position strategisch in eine neue überführen, um Ihre Renditechancen zu bewahren.


Die drei möglichen Szenarien kurz vor dem Verfall

Wenn Sie den Trade etwa 5 Tage vor dem Verfall prüfen, können grundsätzlich drei Situationen eintreten:

1. Die Aktie ist gestiegen (über dem Strike-Preis)

Super! Die Option ist nun weit „aus dem Geld“ und dadurch stark im Wert gefallen.
Was tun?

  • Wir kaufen den Put günstig zurück
  • Verbuchen den Großteil der Prämie als Gewinn
  • Und eröffnen eine neue Position mit höherem Potenzial (zurück zu Schritt 1 der Strategie)

Merke: Nicht zu lange festhalten – es lohnt sich nicht, für ein paar Rest-Cents das Risiko einer Marktumkehr einzugehen.


2. Die Aktie bewegt sich seitwärts (nahe am Strike-Preis)

Auch in dieser Situation hat sich der Trade tendenziell positiv entwickelt, denn der Zeitwert der Option ist inzwischen fast verfallen.
Unsere Handlung:

  • Put ebenfalls mit Gewinn zurückkaufen
  • Einer möglichen Ausübung zuvorkommen
  • Und – Sie ahnen es – zurück zu Schritt 1.

Nebenbei: Wir freuen uns auch über kleine Gewinne. Während ein Buy-and-Hold-Aktionär in einer Seitwärtsphase gar nichts verdient, kassieren wir immerhin Prämienrendite.


3. Die Aktie ist gefallen (unter den Strike-Preis)

Jetzt wird es kritisch: Der Put ist nun „im Geld“.
Was tun wir?

Zunächst analysieren wir, ob die Option trotzdem noch mit Gewinn oder kleinem Verlust geschlossen werden kann.

  • Ja? Dann zurück zu Schritt 1 oder – optional – weiter zu Schritt 4
  • Nein? Dann wäre eine Andienung der Aktie möglich (klassische Wheel-Strategie) – was wir aber vermeiden möchten

Stattdessen kommt jetzt unser Joker ins Spiel: Schritt 4 – das Rollen.


Schritt 4: Das strategische Rollen – klar strukturiert in 3 Stufen

Wenn 5 Tage vor Verfall die Option im Geld ist und ein Closing nicht mehr sinnvoll erscheint, ziehen wir in Betracht, den Trade zu rollen. Das bedeutet:

  • Den aktuellen Put glattstellen (zurückkaufen)
  • Gleichzeitig einen neuen Put eröffnen (mit angepasstem Strike und/oder Laufzeit)

Wichtig:

Die Prämie des neuen Puts sollte mindestens die Kosten des Rückkaufs decken – idealerweise aber die Gewinnschwelle verbessern oder neue Chancen eröffnen.


Stufe 1 – Rollen mit niedrigerem Strike und neuer Laufzeit

Wir prüfen:

Können wir einen Put mit niedrigerem Basispreis und 30–60 Tagen Laufzeit verkaufen, dessen Prämie den Rückkauf des alten Puts deckt?

Wenn ja: Perfekt!

  • Der neue Put hat ein besseres Chance-Risiko-Profil
  • Wir reduzieren unser Risiko (durch niedrigeren Strike)
  • Und lassen uns mehr Zeit

Hinweis: 60 Tage sind ein Richtwert. Wer möchte, kann konservativ auf 45 Tage begrenzen – oder mutig auf 90 Tage ausdehnen. Mehr als 90 würde ich allerdings nicht empfehlen: Zu viel Unwägbarkeit.

Kleiner Extra-Tipp:
Auch wenn Sie keinen Strike unter dem aktuellen Kurs finden – ein Strike näher am Kurs reicht oft schon aus, um ein sinnvolles Rollen zu ermöglichen.


Stufe 2 – Rollen mit gleichem Strike, aber neuer Laufzeit

Falls Stufe 1 nicht möglich ist, stellen wir eine neue Frage:

Gibt es einen Put mit gleichem Strike (wie der alte), Laufzeit 30–60 Tage, dessen Prämie die Schließungskosten deckt – und dabei die Gewinnschwelle verbessert?

Ja? Dann nutzen wir diese Gelegenheit.

  • Wir bleiben zwar auf demselben Strike, gewinnen aber Zeit
  • Der neue Trade läuft anschließend weiter
  • In 25 Tagen: Wieder prüfen (zurück zu Schritt 3)

Stufe 3 – Rollen mit Positionsvergrößerung

Wenn Stufe 1 und 2 scheitern, fragen wir uns:

Können wir zwei (oder mehr) neue Puts verkaufen, mit niedrigerem Strike und 30–60 Tagen Laufzeit, um damit die Schließungskosten zu decken?

Das bedeutet:

  • Wir verdoppeln (oder erhöhen) die Anzahl der Kontrakte
  • Und rollen so in eine gestreckte Position mit mehr Kapitaleinsatz

Voraussetzung: Ausreichendes Kapital und Risikobewusstsein.

Das ist die aggressivste Variante – aber manchmal die effektivste, um aus einem problematischen Trade noch eine erfolgreiche Serie zu machen.


Nach jedem Rollen: Zurück zu Schritt 3

Das Entscheidende an diesem System:
Nach dem Rollen ist nicht einfach Pause, sondern:

  • Wir warten nicht bis zum Verfall
  • Sondern prüfen den Trade wieder 5 Tage vor dem neuen Verfallstermin

Vielleicht können wir ihn dann mit Gewinn schließen – und beenden die Position an dieser Stelle. Wenn nicht: erneutes Rollen.

So bauen wir einen regelbasierten, strukturierten Optionshandel auf – statt hektischem Reagieren im Krisenmoment.


Fazit – Mit Strategie gegen die Unsicherheit

Ich hoffe, dieser Einblick zeigt Ihnen: Das „Rollen“ ist kein Trick, sondern ein mächtiges Werkzeug, um Risiko zu managen, Chancen zu bewahren und in unruhigen Märkten die Kontrolle zu behalten.

Ich selbst nutze diese Methode regelmäßig – und bin jedes Mal dankbar, nicht planlos agieren zu müssen, wenn ein Trade mal „aus dem Ruder läuft“.

Bleiben Sie flexibel, aber strukturiert – und folgen Sie ruhig Ihrem eigenen Rhythmus. Mit etwas Übung wird das Rollen zur Routine – fast wie ein Automatikgetriebe im Trading-Alltag.

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Die in diesem Artikel enthaltenen Analysen und Informationen basieren auf Quellen, die ich für zuverlässig halte. Trotz sorgfältiger Prüfung erfolgt die Weitergabe dieser Angaben ohne Gewähr.

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Stillhaltergeschäfte können zu Nachschusspflichten führen – also zu Verlusten, die über das ursprünglich eingesetzte Kapital hinausgehen. Es wird daher ausdrücklich davon abgeraten, Anlagegelder auf wenige Empfehlungen zu konzentrieren oder Investitionen mit Krediten zu finanzieren.

Der Anteil einzelner Optionskontrakte sollte 10 % des für den Optionshandel vorgesehenen Kapitals nicht überschreiten. Für die Teilnahme am Optionshandel ist die Börsentermingeschäftsfähigkeit erforderlich.

Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.

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