Wenn Sie sich jemals gefragt haben, wie professionelle Trader mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz erhebliche Renditen erzielen – oder ihr Depot gezielt gegen Risiken absichern können – dann werden Sie früher oder später auf Optionen stoßen.

Ich lade Sie ein, sich mit mir gemeinsam diesem spannenden Thema zu widmen. In diesem Beitrag erhalten Sie ein fundiertes und dennoch verständliches Grundverständnis über das Wesen, die Chancen und die Risiken von Optionen – praxisnah, sachlich, aber mit einem persönlichen Touch.

1. Was sind Optionen?

Optionen sind sogenannte derivative Finanzinstrumente. Das bedeutet: Ihr Wert leitet sich von einem anderen Vermögenswert ab – dem sogenannten Basiswert (Underlying), zum Beispiel einer Aktie, einem Index oder einem Rohstoff.

Eine Option verleiht dem Käufer das Recht, jedoch nicht die Pflicht, einen bestimmten Basiswert zu einem im Voraus festgelegten Preis (Strike) innerhalb eines definierten Zeitraums zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option).

Optionen werden sowohl zur Spekulation als auch zur Absicherung (Hedging) eingesetzt – je nach Marktmeinung und Ziel des Traders.

2. Die Grundtypen: Call und Put

a) Call-Option (Kaufoption)

  • Definition: Eine Call-Option gibt dem Käufer das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festen Preis (Strike) zu kaufen.
  • Ziel: Sie spekulieren auf steigende Kurse.

Beispiel:
Sie kaufen eine Call-Option auf Aktie A mit Strike 100 €. Der Kurs steigt auf 120 €. Sie dürfen die Aktie für 100 € kaufen und könnten sie theoretisch sofort für 120 € verkaufen – der Gewinn liegt (vereinfacht) bei 20 € minus der gezahlten Optionsprämie.

b) Put-Option (Verkaufsoption)

  • Definition: Eine Put-Option gibt dem Käufer das Recht, den Basiswert zum Strike-Preis zu verkaufen.
  • Ziel: Sie spekulieren auf fallende Kurse.

Beispiel:
Sie kaufen eine Put-Option auf Aktie B mit Strike 50 €. Fällt der Kurs auf 40 €, dürfen Sie die Aktie für 50 € verkaufen, obwohl sie am Markt weniger wert ist – ein klarer Vorteil, den Sie durch die Option realisieren.

3. Long und Short: Die vier Grundpositionen

Optionen können gekauft (Long) oder verkauft (Short) werden. Daraus ergeben sich vier fundamentale Positionen im Optionshandel:

PositionBedeutungRisiko & Ertrag
Long CallKauf einer Call-OptionRisiko: auf Prämie begrenzt; Gewinn: unbegrenzt bei Kursanstieg
Short CallVerkauf einer Call-OptionRisiko: theoretisch unbegrenzt bei stark steigenden Kursen; Gewinn: auf Prämie begrenzt
Long PutKauf einer Put-OptionRisiko: auf Prämie begrenzt; Gewinn: steigt mit Kursverfall
Short PutVerkauf einer Put-OptionRisiko: hoch bei stark fallenden Kursen; Gewinn: auf Prämie begrenzt

Wichtig zu wissen: Als Verkäufer (Short) einer Option verpflichten Sie sich gegenüber dem Käufer – das kann zu erheblichen Risiken führen, insbesondere wenn Sie nicht durch andere Positionen abgesichert sind.

4. Zentrale Begriffe im Optionshandel

Damit Sie die Sprache der Optionen sicher beherrschen, hier die wichtigsten Begriffe:

  • Basiswert (Underlying): Die Aktie, der Index oder Rohstoff, auf den sich die Option bezieht.
  • Strike (Ausübungspreis): Der festgelegte Preis, zu dem gekauft oder verkauft werden darf.
  • Laufzeit (bis Verfall): Die Option ist nur bis zu einem bestimmten Datum gültig.
    • Europäische Optionen: nur am Verfallstag ausübbar.
    • Amerikanische Optionen: jederzeit bis zum Verfallstag ausübbar.
  • Prämie: Der Preis, den der Käufer der Option an den Verkäufer zahlt.
  • Geldstatus:
    • In the Money (ITM): Die Option hat inneren Wert.
      • Call: Kurs (ist höher als der) > Strike
      • Put: Kurs (ist niedriger als der) < Strike
    • At the Money (ATM): Kurs ≈ Strike
    • Out of the Money (OTM): Die Option ist wertlos bei sofortiger Ausübung.
      • Call: Kurs (ist niedriger als der) < Strike
      • Put: Kurs (ist höher als der) > Strike

5. Wie entsteht die Optionsprämie?

Die Prämie (Preis der Option) besteht aus zwei Hauptkomponenten:

  • Innerer Wert: Der reale finanzielle Vorteil, der sich bei sofortiger Ausübung ergibt.
  • Zeitwert: Ein Aufschlag, der umso größer ist, je mehr Zeit und je mehr Volatilität (Kursschwankung) im Spiel ist.

Weitere Einflussfaktoren:

  • Volatilität: Je größer die erwarteten Kursschwankungen, desto höher der Zeitwert.
  • Restlaufzeit: Mit der Zeit schrumpft der Zeitwert – dieses Phänomen nennt man Zeitwertverfall (Theta).
  • Zinsen und Dividenden: Haben ebenfalls einen Einfluss, insbesondere bei länger laufenden Optionen.

6. Chancen und Risiken – mit Bedacht handeln

Vorteile von Optionen:

  • Hebelwirkung: Mit wenig Kapitaleinsatz große Gewinne möglich.
  • Vielfalt: Spekulative Strategien, Hedging, Einnahmen durch Stillhaltergeschäfte.
  • Flexibilität: In steigenden, fallenden und seitwärts laufenden Märkten gewinnbringend einsetzbar.

Risiken von Optionen:

  • Verfall des Zeitwerts: Eine Long-Option verliert im Zeitverlauf an Wert – auch wenn sich der Kurs kaum bewegt.
  • Komplexität: Optionen verlangen fundiertes Wissen und konsequentes Risikomanagement.
  • Verkaufte Optionen (Short): Können ein unbegrenztes Risiko beinhalten, wenn sie ungesichert sind.

7. Erkenntnis: Optionen mit klarem Kopf handeln

Optionen sind ein mächtiges Werkzeug. Doch wie jedes Werkzeug gehören sie in erfahrene und vor allem vorbereitete Hände. Wer sich Zeit nimmt, die Grundlagen zu verstehen – wie Sie es gerade tun – hat die besten Voraussetzungen, langfristig kluge Entscheidungen zu treffen.

Die vier Grundpositionen (Long/Short Call & Put) bilden die Basis für weiterführende Strategien, wie Spreads, Straddles oder komplexe Rolltechniken. Aber der erste Schritt ist immer: Verstehen, was man tut – und warum.

In den nächsten Beiträgen dieser Serie werden wir tiefer in die Praxis einsteigen: Strategien analysieren, konkrete Beispiele durchgehen und zeigen, wie Sie systematisch mit Optionen handeln können – mit dem Ziel, Einnahmen zu generieren, Risiken zu steuern und Ihr Depot aktiv zu gestalten.

Ihr Optionsbastler

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